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Projekt Tobelbrücke

Überlegungen des Verschönerungsvereins Küsnacht zum Projekt Tobelbrücke

Überlegungen des Verschönerungsvereins Küsnacht zum Projekt Tobelbrücke

Vor kurzem sind die Unterlagen für das revidierte Projekt für die Tobelbrücke bei der Gemeinde Küsnacht aufgelegen. Seit mehreren Jahren gibt dieses Brückenprojekt weitherum Anlass für teils kontroverse, oft sogar hitzige Diskussionen.

Als Verschönerungsverein Küsnacht möchten wir unsere Überlegungen zum revidierten Projekt der Küsnachter Öffentlichkeit darlegen.

Eine Brücke ist immer ein verbindendes Element. Was zum anekdotischen und eher unqualifizierten Spruch des Bundeskanzlers Kreisky bei der Eröffnung des Arlbergtunnels geführt hat, «was Gott getrennt hat, soll der Mensch nicht verbinden». Aber stellen wir uns unsere Umwelt ohne Brücken oder Tunnels vor. Die Bedeutung von Brücken war schon den alten Römern bewusst, und der Titel Pontifex ("Brückenbauer") war nur den höchsten Würdenträgern vorbehalten. Etwas später, in christlicher Zeit, wurde der Papst zum obersten Brückenbauer Pontifex maximus. Oder denken wir im Mittelalter an die Teufelsbrücke in der Schöllenenschlucht, mit ihrer sagenumwobenen Entstehungsgeschichte.

Die Tobelbrücke ist gewiss keine Teufelsbrücke. Letztere entsprang der Notwendigkeit, die Alpenüberquerung vom deutschsprachigen Raum in den italienischsprachigen zu ermöglichen. Die Tobelbrücke dient keinen geopolitischen Zwecken. Aber sie soll innerhalb unserer schönen Gemeinde verbinden, was der Dorfbach vor rund 18'000 Jahren getrennt hat, nämlich das Plateau des Tägermoos und dasjenige der Allmend.

Freuen wir uns über eine barrierefreie Verbindung zwischen diesen beiden, eigentlich zusammengehörenden Plateaus. Sie ermöglicht weitläufige Spaziergänge innerhalb unserer Gemeinde - ohne den für ältere Menschen beschwerlichen Abstieg ins Tobel und den anschliessenden Wiederaufstieg.

Und vergessen wir nicht, dass die Brücke den Wandernden die dritte Dimension erschliesst: die Vertikale. Das Tobel einmal nicht von unten, sondern von oben zu erleben, seine Tiefe zu spüren, dürfte Alt und Jung bereichern und zum Nachdenken anregen. Und wer bedenkt, dass der Dorfbach 18'000 Jahre gebraucht hat, durch kontinuierliche Erosion das Tobel zu schaffen, der erlebt von der Brücke aus sogar die vierte Dimension, die Zeit.

Der Vorstand des Verschönerungsvereins hat all diese Aspekte gewertet und allfälligen negativen Wirkungen der Brücke gegenübergestellt. Er hat auch berücksichtigt, dass es der Verschönerungsverein war, der sich anfangs des letzten Jahrhunderts für den Bau und Unterhalt des vielbesuchten Wanderweges, nota bene mit all seinen Brücken, eingesetzt hat. Dieser wäre heute nicht mehr aus Küsnacht wegzudenken. Und so könnte es durchaus auch der Tobelbrücke dereinst ergehen.  

Unter Abwägung der positiven und negativen Aspekte ist der Vorstand zum Schluss gekommen, den Bau der Tobelbrücke in der aktuellen, überarbeiteten Form zu befürworten.

Der Vorstand des Verschönerungsvereins Küsnacht